Der schönste Weihnachtsbaum


Die kleine Marie, …..es ist Heilig Abend, steht am Fenster und schaut auf die mit Schnee bedeckten Tannenbäumchen vor der Haustüre.

Langsam, wie weiche zarte kleine Federn, fallen Schneeflöckchen vom Himmel und bedecken den im Sommer so wunderschön blühenden Strauch unter dem Fenster.

 

Der Mond ist gerade aufgegangen und wirft sein Licht auf den Schnee. Dieser funkelt, als würden überall kleine Diamanten vom Himmel gefallen sein.

 

Marie träumt vor sich hin und das Funkeln des Schnees spiegelt sich in ihren Augen. Sie träumt vom Weihnachtsmann. Ob der mich auch dieses Jahr nicht vergessen wird? War ich artig? Habe ich alles so gemacht, dass der Weihnachtsmann zufrieden sein wird mit mir?

 

Und als sie so da vor sich hin träumte, wurde es plötzlich ganz links, dort wo der Wald zu ende war, leuchtend hell.

Langsam kam das Licht immer näher.

Marie stand ganz still am Fenster und konnte ihren Augen nicht trauen.

Da kommt ein weißes Pferdchen, so klein wie ein Pony, direkt auf das Fenster von Marie zu. Hinter sich ein wunderschöner Schlitten, der aussah, als wäre es ein Schwan.

 

Marie konnte ihre Neugier nicht mehr bremsen und lief schnell vor die Tür, um alles genauer sehen zu können.

Tatsächlich!

 

Ein kleines weißes Pferdchen und dahinter ein wunderschöner Schlitten.

Und überall hingen kleine Glöckchen am Pferdchen und auch am Schlitten.

Das war ein Gebimmel, als würden tausend von kleinen Glöckchen ein Lied bimmeln.

Marie stand wie angewurzelt und staunte.

So etwas hatte sie noch nie gesehen.

 

Im Nachbarsgarten öffnete sich die Haustür und Tomi kam gelaufen. Tomi ist der beste Freund von Marie.

Er hat auch das helle Licht gesehen und konnte es wie Marie vor Neugier nicht mehr aushalten.

Er stellte sich neben Marie, legte seinen Arm um sie und drückte sein Mariechen vorsichtig an sich.

 

 „Marie, ….was ist das für ein wunderschöner Schlitten“, fragte Tomi.

Marie zuckte mit den Schultern,  „ich weiß nicht - plötzlich war er da.“

 

Jetzt blieb das schneeweiße Pferdchen mit dem Schlitten direkt vor Marie und Tomi stehen. Ganz still wurde es. Marie griff schnell zu Tomis Hand und beide standen nun wie angewurzelt mit großen Augen und offenem Mund vor dem Pferdchen.

 

Tomi drehte ganz vorsichtig den Kopf zu Marie und flüsterte ganz leise in Maries Ohr –

„das ist ein Weihnachtsschimmel“.

 Marie schaute in die großen Augen von ihrem Tomi und sagte: „vom Weihnachtsmann?“ Tomi nickte: „hmm, ich glaube ja“.

 

Das kleine Herz von Marie konnte man vor Freude in der Stille hören.

Sie griff noch fester nach Tomis Hand.

Der kleine Schimmel schnaufte als wollte er etwas sagen.

Drehte den Kopf zu Marie und Tomi und scharrte mit den Vorderhufen im weichen Schnee.

 

Tomi streckte seine Hand und streichelte ganz vorsichtig die Mähne am Kopf des Schimmels. Dieser lies es sich auch gefallen und als würde er mit einem Lächeln sagen wollen:

…. steigt ein.

 

Marie zögerte, während Tomi auf den Schlitten zuging.

„Tomi“, sagte die Marie, „sei vorsichtig“.

„Komm Marie“, flüsterte Tomi, und jetzt traute sich auch Marie.


Beide setzten sich in den Schlitten auf ein dort liegendes weißes, weiches Fell.

Marie drückte sich ganz eng an Tomi.

Kaum saßen beide, setzte sich der Schlitten in Bewegung.

 

Der kleine Schimmel trabte ganz vorsichtig und langsam los.

„Ist das ein Zauberschlitten?“, fragte Marie ihren Tomi.

Der schaute Marie an und brachte kein Wort mehr raus, denn auch er glaubte jetzt an eine Zauberei.

 

Beide rückten eng zusammen und konnten ihren Augen nicht trauen.

Um sie herum wurde es leuchtend hell.

Es hörte auf mit schneien und der Schlitten und das Pferdchen sahen aus, als würden sie wie Engel strahlen.

 

Am dunklen Nachthimmel erschienen zwei kleine funkelnde Lichtlein, ganz kleine.

Sie kamen direkt auf Marie und Tomi zu.

Der Schlitten fuhr jetzt ganz langsam und man konnte das Schleifen der Kufen vom Schlitten in dem weichen Schnee hören, auch die Glöckchen wurden ganz still.

Marie und Tomi schauten zu den zwei funkelnden Lichtern, die vom Himmel auf sie zukamen.

Jetzt konnte Tomi erkennen, es waren Schneeflöckchen. Marie sagte, „Schneeflöckchen?“ Tatsächlich 2 kleine funkelnde Schneeflöckchen und jetzt konnte man auch noch viele tausend andere dahinter erkennen.

 

Aber diese 2 Flöckchen funkelten ganz besonders hell. Tomi streckte vorsichtig seine Hände den Flöckchen entgegen und diese fielen auch direkt in seine Handflächen.

 

 „Marie schau“, sagte er.

Das Mariechen hat ihre Hände an ihre Wangen gedrückt und staunte, „2 süße kleine Schneeflöckchen“. Und als Marie sich diese so staunend ansah erschien es ihr, als würden diese Flöckchen lachen.


Was sind das für Flöckchen?

 

Sie beide kannten ja die Weihnachtsgeschichte von Willi und Susi – die beiden Regentropfen, die zu Schneeflöckchen wurden und sich am Himmel wiedergefunden hatten.

 

Marie war glücklich und das konnte man an ihren strahlenden Augen erkennen.

Tomi schaute zu seiner Marie und er sah die Freude in ihren Augen.

 „Bestimmt sind das die Regentropfen Willi und Susi“, sagte er leise. Ganz vorsichtig hielt Tomi die beiden Schneeflöckchen im Handschuh, so dass ihnen bloß nichts passiert.


Der Schlitten fuhr langsam,

 ….aber dennoch kam plötzlich der Wind auf. Die Schneeflöckchen wurden vom Wind aufgewirbelt und flogen direkt auf ein schneebedecktes Bäumchen, welches am Wegesrand stand.

 

Nanu, -

 was war das vor ihnen?

Der Schlitten hielt an und das Licht der Flöckchen erhellte den Weg.

 „Wo sind wir“, fragte Marie.

 Tomi konnte kein Wort herausbringen. Denn vor ihnen stand ein kleines Häuschen. Die kleinen Fensterchen waren erleuchtet mit einem hellen warmen Licht.

 

Es wurde ganz still, selbst das Schnaufen des Schimmelchens konnte man nicht hören, denn auch das stand ganz still.

Vorsichtig und ganz langsam standen Marie und Tomi auf und kletterten vom Schlitten herunter.

Sie gingen zaghaft und leise durch den weichen Schnee auf das Häuschen zu. Die Tür war aus dickem Eichenholz mit einem goldenen Schloss.

 

Marie hielt sich fest an Tomis Hand und versteckte sich so ein wenig hinter Tomi.

Dem war auch nicht so recht wohl.

 

Aber ein Junge und Angst? – Nein,

Tomi war ein mutiger Junge. Nur dieses Mal zitterten ihm doch ein wenig die Knie.

 

Tapfer, wie Tomi nun mal ist, ging er schützend vor Marie direkt auf die Tür zu.

Zaghaft und mit ein wenig Angst, aber nur ganz wenig Angst, klopfte er an die Tür.

 

Marie und Tomi standen wie angewurzelt still und ihre Herzen schlugen ganz schön doll.

 

Und Plötzlich öffnete sich die Tür von ganz alleine.

Das Licht aus dem Haus lies den vor dem Haus liegenden Weg ganz hell erstrahlen.

 

Schritt für Schritt gingen Marie und Tomi in das Häuschen.

„Hallo, ist keiner da“, rief Tomi mit zarter Stimme.

Noch ein Schritt und sie standen im Zimmer.

Das Flackern des Kaminfeuers und ein mitten im Raum stehender wunderschöner Tannenbaum ließen mit ihrem warmen Licht den Raum wie verzaubert erscheinen.

 

„Oh wie schön“, kam es über Maries Lippen. Tomi schluckte ganz kräftig und erst dann konnte auch er vor Staunen nur sagen,

„ist das ein schöner Weihnachtsbaum“.

 

Ehrlich!! So einen wunderschönen Weihnachtsbaum hat man wohl noch nicht gesehen.

Bunte Kugeln, Zuckerringe und Engelshaar, sogar goldene Nüsse hingen reichlich an den dichten Tannenzweigen. Überall flackerten kleine Kerzen und ließen so das Bäumchen hell erleuchten.

„Nein, - so einen Weihnachtsbaum gibt es bestimmt auf der ganzen Welt nicht“, meinte Marie.

Was ist das?

Unter dem Bäumchen lagen große, mit bunten Schleifen verschnürte Päckchen.

Nanu?

Da stand ….„Für Marie“ drauf, hier noch einmal und da stand „Für Tomi“ und noch mal Marie und hier steht Tomi, noch mal Tomi.

Ganz aufgeregt waren Marie und Tomi.

 

Für uns?, ….kam es aus dem Mund von Tomi und Marie zur gleichen Zeit.

…..vom Weihnachtsmann?

 

Ich glaube, wenn der Weihnachtsmann es sehen könnte, dann jetzt, als die Freude auf den Gesichtern der Beiden nicht mehr zu verbergen war.

 

Sie wollten gerade das erste Päckchen öffnen, als eine Stimme rief:

 

„Marie, aufwachen …Marie!“

 

Marie öffnete ihre Augen und schaute um sich. Sie lag in ihrem Bettchen und die Mutter von Marie stand in der Tür. Marie richtete sich auf, setzte sich auf den Bettrand und ein leichtes freudiges Stöhnen kam aus ihrem Mund.

 

 „War das ein wunderschöner Traum.

Es war der aller schönste Traum“, sagte sie leise vor sich hin.

 

Sie ging hinter der Mutter die Treppe hinunter in das Wohnzimmer.

Doch nein, - was ist das?

Dort stand ein herrliches Tannenbäumchen, genau so wunderschön geschmückt und mit den

vielen Kerzen wie der Weihnachtsbaum im Traum. 

Oder war es gar kein Traum?

Egal, wir werden es nie erfahren. Eines wissen wir jedoch, Marie und Tomi haben, als sie groß waren, geheiratet und diese Geschichte erzählten sie ihren Kindern und noch heute kennt man sie im ganzen Land.

Nun kennt Ihr sie ja auch.

 

Und wenn Ihr vor Eurem Weihnachtsbaum steht, dann ist dieser bestimmt der wunderschönste Weihnachtsbaum im ganzen Land.





2006

Text und Grafik von Knut Nobiling

aus   Königswinter


Share by: