Der Engel Mullepuk


Vor noch nicht so langer Zeit trug sich diese Geschichte wirklich zu.

Da gab es immer vor der Weihnachtszeit im Himmel mächtig viel zu tun, denn alles drehte sich um das Weihnachtsfest und die vielen Geschenke.

Jeder Engel, Wichtel, Heinzelmann und auch die Feen helfen zu dieser Zeit in der Werkstatt des Weihnachtsmannes.

 

Sicherlich wisst ihr, dass jeder Mensch auf der Erde seinen eigenen Engel hat.

Nun könnt ihr euch das Gewimmel im Himmel vielleicht etwas vorstellen.

Und für jeden Engel leuchtet ein Stern am Himmel, schaut selber mal den Abendhimmel an, wie viele Sterne da funkeln.

 

In der Werkstatt vom Weihnachtsmann herrscht in dieser Zeit Hochbetrieb, jede helfende 
Hand wird gebraucht und der Engel Salomon ist für alle Wunschzettel der Kinder verantwortlich.

Gerade liest er den vom Felix.

Felix ist ein kleiner Junge, der mal gerade 5 Jahre alt geworden ist.

Er kommt bald in die Schule,    na ja in fast 2 Jahren. 

Aber Malen, das kann der Felix gut und so hat er alles wunderschön aufgemalt, was er sich vom Weihnachtsmann wünscht.

 

So manches kann der Engel Salomon jedoch nicht richtig deuten und er ruft zu sich den

Engel - Mullepuk,-   denn das ist der Engel, der sich nur um Felix kümmert und auf ihn aufpasst.

 

Mullepuk ist ein schüchterner Engel, ….noch jung und etwas tollpatschig, aber lieb und fleißig. 

Er schaut auf den Wunschzettel vom Felix und kann auch so manches nicht recht deuten. 

So entschied der Weihnachtsmann, dass der Engel Mullepuk zur Erde hinunter fliegen soll, um sich noch mal über die Wünsche vom Felix genauer zu erkundigen.

 

Natürlich unbemerkt,   unsichtbar.

 

Und so kam es, dass genau am 1. Advent Mullepuk sich zur Erde hinunter begab.

Felix war gerade mit dem Frühstücken fertig und half der Mutter beim Abräumen und Spülen. Das konnte Felix schon ganz gut.

Er half oft der Mutter und gerade jetzt wusste Felix, dass der Weihnachtsmann ganz besonders auf die Erde schaut und genau sieht, wer fleißig ist.

Na ja, das wisst ihr ja bestimmt selber.

 

Der Engel Mullepuk saß nun unsichtbar in der Zimmerecke und beobachtete Felix wie dieser der Mutter half.

 

Er muss irgendwie genau rausfinden, was sich Felix so alles zu Weihnachten wünscht, was die so vielen schönen Bildchen auf dem Wunschzettel vom Felix zu bedeuten haben.

Der Engel Mullepuk nahm seine Aufgabe sehr ernst und weil er sah, wie fleißig der Felix der Mutter half, wollte er auch, dass die Wünsche vom Felix in Erfüllung gehen sollen.

Es vergingen so einige Stunden.

 

Draußen fiel ganz leise eine Schneeflocke nach der anderen und bald waren Tannen und Sträucher unter einer weißen Schneedecke versteckt.

Felix sah aus dem Fenster und träumte vor sich hin.

 

Der Engel Mullepuk wurde langsam ungeduldig, denn noch immer konnte er nicht herausfinden, was sich Felix nun so alles wünschte.

 

Und unsichtbar zu sein war ganz schön anstrengend.

 

Es wurde schon der Kaffeetisch gedeckt und Felix bekam eine Tasse heiße Schokolade mit viel Milch.

 

Eine Kerze wurde angezündet und die Mutter summte leise ein Liedchen,

 …..bald nun ist Weihnachtszeit,  fröhliche Zeit…….. Felix summte leise mit,

……..denn das Lied hat die Mutter ihm schon beigebracht. 

 

Der Papa im Sessel fragte so ganz nebenbei, ….na  Felix hast du deinen Wunschzettel schon abgeschickt ?

 

Jetzt musste der Engel Mullepuk genau aufpassen, 

und …..

……endlich, 

Felix erzählte all seine Wünsche dem Papa und auch von den Bildern, die er dem Weihnachtsmann gemalt hatte.

 

Schön, sagte der Papa   ….na, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

 

Ganz aufgeregt hatte sich der Engel Mullepuk nun alles notiert und wollte gerade zum Fenster hinaus Richtung Himmel zurück, als er mit seinem Engelflügel so dicht an die Adventkerze kam, dass der Flügel von der Kerzenflamme Feuer fing.

 

Ach , so ein Pech…

…..der Flügel brannte schon lichterloh und in diesem Moment wurde der Engel Mullepuk wieder sichtbar.

 

Könnt ihr euch vorstellen, wie erschrocken alle im Zimmer waren, als da plötzlich ein Engel mitten im Raum stand?

Einen Augenblick war es ganz still,     ….selbst der Wellensittich – Peter-, der zuvor noch leise zwitscherte, gab keinen Laut mehr von sich.

 

 ….ein Engel mitten im Zimmer ….wahuh  !

 

Als der Engel Mullepuk nun merkte, dass er sichtbar war, wurde er knall rot im Gesicht, denn das war ihm sehr peinlich.


….schööönnnen Tag ….ich bin der Engel Mullepuk, stotterte er.

Guten Tag, antworteten alle vor Schreck im Chor.

 

Und wie ein Blitz rannte die Mutter in die Küche, holte eine Kanne Wasser und löschte das Feuer am Flügel des Engels Mullepuk.

 

Na ja, der war schon ganz schön verbrannt.

..hat das gestunken …..

……………so verbrannte Federn,     bah……

 

Ein Engel bei uns:   ….das glaubt uns doch keiner, murmelte der Vater vor sich hin.

 

Felix trat ganz vorsichtig einen Schritt näher, um den Engel zu streicheln.

 

Eine große Träne kullerte dem Engel über die Wange.

Nicht Weinen sagte Felix, der Papa hat sich auch schon einmal die Finger verbrannt als er das Bügeleisen von Mama repariert hatte,   das heilt wieder.

 

Meinst du die wachsen wieder nach, fragte leise unter schluchzen der Engel Mullepuk.

Na ja, ich glaube schon, sagte Felix.

 

Die Mutter fragte den Engel, was hast du eigentlich hier bei uns gewollt ?

Das ist ein Geheimnis, kam es ganz schüchtern aus Mullepuk heraus.

 

Ein Geheimnis, so, so  sagte der Vater.

 

Na ja  und Geheimnisse darf man nicht verraten. 

 

Stimmt, meinte die Mutter aus der Küche rufend. 

 

Eine ganze Woche verging, aber der Flügel war immer noch nicht nachgewachsen.

Mullepuk war sehr traurig, denn jeder Versuch, wieder in den Himmel hinauf zu fliegen, klappte nicht.

Der Flügel war zu sehr verbrannt und schmerzte ganz schön.

 

Felix hatte von der Mutter Heilsalbe bekommen und strich diese ganz zaghaft über die schmerzende Wunde am Flügel.

Mullepuk, sei nicht traurig, wir bekommen das schon hin, sagte tröstend Felix.

 

Es verging der 2. Advent, der 3. Advent nix,   der Flügel wollte einfach nicht so schnell nachwachsen.

 

In der Küche hatte die Mutter schon die Weihnachtsgans gerupft, denn Heiligabend gibt es immer GANS mit leckerem Rotkohl und Klößen.

So langsam wurde Mullepuk unruhig, denn er muss doch die Wünsche von Felix dem Weihnachtsmann mitteilen.

 

Wie soll denn sonst zu Heiligabend der Weihnachtsmann die Geschenke für Felix rechtzeitig fertig haben?

 

Felix merkte, wie unruhig Mullepuk wurde und konnte sich nicht vorstellen warum, denn der Engel Mullepuk behielt das Geheimnis ja für sich.

 

Da kam dem Felix ein tolle Idee.

 

Er lief schnell in die Küche, wo die Weihnachts-Gans schon im Backofen brutzelte und einen leckeren Bratenduft verbreitete.

Die Federn, …Mama, wo sind die Federn von der gerupften Gans?

 

Hier mein Sohn, ich wollte sie gerade raustragen.

Sie gab dem Felix eine große Tüte, in die sie die Federn gesteckt hatte.

 

Was willst du mit den Federn, fragte sie.

Aber Felix war so aufgeregt und blitzschnell mit der Tüte Federn in seinem Zimmer verschwunden, holte sein Bastelkiste unter dem Bett hervor und suchte den Kleber, womit er die Sterne für den Weihnachtsbaum gebastelt und buntbeklebt hatte.

 

Hier ist er, ….rief er voller Begeisterung und rannte zu Mullepuk, der am Fenster stand und zum Himmel schaute, …sich mit einem Taschentuch gerade seine Tränen aus den Augen wischte und noch nicht so recht wusste, was Felix wollte.

 

Schau, sagte Felix wir versuchen mit den Gänsefedern deinen Flügel zu reparieren.

Und beide machten sich sofort an die Arbeit.

Sie Klebten und sortierten ordentlich Feder für Feder an den Flügel vom Engel Mullepuk.

 

Und tatsächlich, der Flügel sah wie neu aus.

Mullepuk drehte sich im neuen Gewand vor dem Spiegel und die Freude war groß.

 

Oh schreck, beim ersten Flügelschlag fielen alle Federn wieder ab.

Der Kleber hat nicht gehalten.

 

Was nun ?

Könnt Ihr euch diese Situation vorstellen?

 

In diesem Moment erinnerte sich Mullepuk, ich bin doch ein Engel.

 

ICH BIN EIN ENGEL !!!!!!

 

Na und,   …..Engel können Doch auch Zaubern!  … wie Feen, nur ohne Zauberstab.

 

Kannst du wirklich zaubern, fragte etwas traurig Felix.

 

Na klar, und jeder Engel hat sein eigenes Zauberwort.

 

Das Zauberwort !

 

Welches ? , fragt Felix

 

Man muss den Namen des jeweiligen Engels 3x rückwärts rufen und den Wunsch dabei laut sagen.

 

Also      MULLEPUK  rückwärts !

 

Wie aus einem Munde riefen Mullepuk und Felix so laut sie konnten,     

 

….KUPELLUM, KUPPELUM,  KUPPELUM 

mach, dass die Federn richtig und fest kleben.

 

Im Zimmer wurde es hell, lauter glitzernde funkelnde Sternchen tanzten um den Engel Mullepuk.

 

Die Augen von Felix waren weit geöffnet. 

 

Oh, ist das schööööön, wie im Märchen, sagte Felix ganz leise.


Und, ….und kaum hatte Felix es ausgesprochen war das Wunder geschehen.

 

Mullepuk strahlte vor Glück, sein Flügel sah wie neu aus

….und tatsächlich die Federn saßen fest.

 

Mullepuk konnte wieder Fliegen.

Die Mutter und der Vater staunte noch immer, ….als sich Mullepuk mit einem sanften Kuss auf die Stirn bei Felix bedankte und mit großen Flügelschlägen abhob und in Richtung Himmel flog.

 

Lange winkte Felix dem Mullepuk noch nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.

 

Was Mullepuk nun im Himmel berichtete, können wir uns schon denken.

 

Den ganzen Abend saß Felix am Fenster und schaute, wie der Schnee auf die Dächer fiel.

Das Geheimnis, weshalb Mullepuk da war, wusste er nicht.

In dieser Nacht träumte Felix von seinem Engel.

Heiligabend !

Der Weihnachtsbaum stand hellerleuchtet im Wohnzimmer.

Der Weihnachtsbraten stand auf demTisch und es erklangen Weihnachtslieder aus allen Häusern.

Es duftete nach Mandeln, Zimt, gebackenen Äpfeln und Apfelsinen.

 

Als plötzlich ein lautes Klopfen an der Haustür ertönte, trat für eine Sekunde eine Stille im Raum ein.

 

Wer kann das zu so später Stunde sein?

Na, welche Frage….. Der Weihnachtsmann !

 

Und da stand er, ..der Weihnachtsmann mit langem weißen Bart, rotem Mantel, schwarzen Stiefeln und einem großen Sack auf dem Rücken.

Felix stand wie angewurzelt im Zimmer.

Bist du der Felix, sprach mit tiefer Stimme der Weihnachtsmann.

 

JJJaaaaa, stotterte Felix ganz aufgeregt.

 

Na dann komm und schau was ich dir mitgebracht habe.

Der Weihnachtsmann öffnete seinen Sack, der voller Geschenke war.

Sind die für mich, fragte Felix 

Ja !

 

Oh, all die Sachen die ich mir gewünscht habe, konntest du denn meinen Wunschzettel mit den vielen Bildern erraten, lieber Weihnachtsmann?

 

Na ja, ich hatte einen Engel der mir dabei geholfen hat.

 

Einen Engel ?

 

…und in diesem Moment erhellte sich das ganze Wohnzimmer, so wie ……… !

 

da stand der Engel Mullepuk, so wie Engel zur Weihnachtszeit eben strahlen, neben dem Weihnachtsmann.

                                    Mein Engel, ….mein Mullepuk     Danke ! 

…ehe Felix das Wort ausgesprochen hatte, war der Weihnachtsmann und Mullepuk verschwunden.

Diesen Abend wird Felix nie vergessen.

 

Und glaubt mir, als Felix groß war und selber Kinder hatte, erzählte er ihnen diese Geschichte von seinem Engel Mullepuk.

 

Ihr wisst doch, jeder hat einen „SEINEN“ eigenen Engel.

Schau zu den Sternen und irgendwo ist

                    Dein Stern ,     Dein Engel


                                                           





Knut Nobiling 

Königswinter 2009


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